Sebastian Stabler: Mit Herzblut und Leidenschaft
Das ist Sebastian Stabler. Er ist seit zwei Jahren aufgrund eines Quad-Unfalls querschnittsgelähmt und sitzt seitdem im Rollstuhl. Sebastian ist stärker als sein Schicksal, denn Aufgeben ist für ihn keine Option. Von einem Tag auf den anderen musste er sein Leben komplett neu organisieren. Vieles hat sich geändert, doch die Hoffnung, dass er eines Tages wieder laufen kann, motiviert ihn Tag für Tag.
Was machst du in deiner Freizeit am liebsten?
Ich bin sehr gerne aktiv unterwegs. Ob in der Stadt oder der freien Natur, ich versuche mit meinem Rolli so viel es geht selbstständig zu entdecken. Es ist aber leider nicht immer so leicht mit dem Rollstuhl und das merkt man erst, wenn man selbst betroffen ist. Es kommen viele große und kleine Hindernisse auf einen zu, sei es ein Absatz auf der Straße oder Schlaglöcher im Wald. Ich muss Umwege fahren oder komme manchmal nicht weiter, wenn der Weg unbefestigt wird. Oft komme ich dann schnell an meine Grenzen.
Die Barrierefreiheit ist also ausbaufähig, oder?
Ja, man könnte diesbezüglich eine Menge verbessern. Die beste Informationsquelle für Optimierungen sind natürlich Rollstuhlfahrer:innen oder beeinträchtigte Personen. Sie können das aus ihrem Empfinden heraus erzählen. Aber es kann natürlich auch jeder einzelne etwas dazu beitragen. Sieht man zum Beispiel einen Rolli-Fahrer, der gerade am Kämpfen ist, weil er eine Steigung nicht hochkommt, ist es eine nette Geste ihn anzusprechen und ihn zu unterstützen. Es sind Kleinigkeiten, die viel bewirken. In einer Gesellschaft sollten wir uns einander helfen.
Das Leben im Rollstuhl ist noch recht neu für dich. Was rätst du anderen, denen es ähnlich geht?
Es dauert sehr lange, sich in der neuen Situation zurechtzufinden und ich bin noch nicht soweit, wie ich vielleicht sein könnte. Das liegt daran, dass es Zeit braucht, bis man damit klarkommt, auf den Rollstuhl angewiesen zu sein. Jeder geht damit auf seine Weise um. Ich habe manchmal Phasen, in denen ich mich zurückziehe und für mich sein muss. Ich versuche dann, wieder ein anderes Bild von mir zu bekommen, um wieder mit Elan angreifen zu können.
Was neu für mich war, sind die Krankheiten, für die man als Rollstuhlfahrer sehr anfällig ist. Ich habe zum Beispiel viele Immunerkrankungen oder Blasenentzündung. Das wirft einen natürlich auch zurück. Damit und mit vielen anderen Situationen muss man erst einmal zurechtkommen.
Wie bleibst du trotzdem so positiv? Was lässt dich nach vorne schauen?
Ich versuche immer herauszufinden, an was es liegt, wenn es mir schlecht geht. Der Sache wirklich auf den Grund zu gehen. Schritt zwei ist es dann zu überlegen: Was kann ich dagegen machen? Ist es die Ernährung, die ich ändern kann oder brauche ich Medikamente dagegen? Gelegentlich reicht es schon, die eigene Einstellung zu ändern. Ich versuche immer das Beste aus allem zu machen und zu den 90 Prozent vielleicht noch die restlichen 10 Prozent rauszuholen.
Das ist bestimmt nicht immer leicht…
Jeder kann mehr, als er denkt! Meistens probiere ich allein klarzukommen und die Dinge auf meine Weise zu regeln. Ich will alles selbst versuchen, auch wenn ich dabei an meine Grenzen stoße. Nur so wächst man über sich hinaus.
Klar muss man eine gute Mischung finden. Wenn ich merke, dass es allein nicht funktioniert, ist es wirklich keine Schande nach Hilfe zu fragen. Es ist zwar nicht immer leicht sich zu überwinden, aber die meisten Menschen helfen gerne. Sie verstehen, dass man in einer komplizierten Situation ist. Das ist das Wichtigste, zu wissen, dass man Hilfe annehmen kann.
Gibt es etwas, das dich antreibt? Eine große Leidenschaft?
Mein größter Traum ist es, irgendwann wieder zu laufen. Ich möchte irgendwie erreichen, wieder dahin zu kommen, wo ich früher war. Mein ganzes Herzblut steckt in diesem Plan und das treibt mich an. Ich versuche alle Möglichkeiten zu nutzen, sei es mit Therapien oder Fitnessübungen. Keiner kann mir sagen, ob es möglich ist, aber ich will tun, was ich kann, um die bestmöglichen Voraussetzungen zu haben. Der Körper darf nicht einrosten, man muss sich weiterhin dehnen und fit halten.
Das klingt sehr motivierend. Begleitet dich dieser Sportsgeist schon lange?
Fitness war vor dem Leben im Rollstuhl schon meine große Leidenschaft und ich versuche auch jetzt das Beste aus mir rauszuholen. Natürlich ist es seit meinem Unfall eine andere Art von Training.
Außerdem spielt die Ernährung eine große Rolle. Natürlich sollte man auf Dinge wie Alkohol verzichten. Die spießige Wahrheit: Man muss auf sich achten. Alles was generell schlecht für den Körper ist, sollte man im Rollstuhl erst recht lassen.
Was möchtest du Menschen im Rollstuhl mit auf den Weg geben?
Gebt niemals auf! Stillsitzen bringt nichts, seid aktiv und lasst den Kopf nicht hängen. Wenn ihr eine Tiefphase habt, findet etwas, bei dem ihr wieder neu angreifen könnt. Jeder Mensch braucht etwas, das ihn motiviert. Man kann im Rollstuhl fast genauso viel machen, wie zu Fuß. Auch ich war an einem Punkt, an dem ich dachte, dass es nicht weiter geht. Aber das ist nie der Fall, vieles ist Einstellungssache.
Ich bin früher Wakeboard gefahren und hatte letztens die Möglichkeit über einen anderen Rollstuhl-Wakeboard-Fahrer (Deutscher Meister im Sitzen) das auszuprobieren. Danach war ich mega angetan von dem Sport. Man muss sich zuerst etwas umstellen, aber vieles bleibt gleich, vor allem der Spaß. Es ist schön zu sehen, dass es weitergeht und man nicht hintenansteht.
Wie sieht’s im Job aus?
Ich war vor dem Unfall selbständig als Maler und Fliesenleger und hatte acht Jahre lang meine eigene Firma. Leider hatte ich niemanden, der die Firma weiterführen konnte und war selbst nicht in der Lage dafür, deshalb musste ich die Firma aufgeben.
Mein nächster Zug wird wieder im Handwerk sein. Wahrscheinlich werde ich eine beratende Tätigkeit ausführen oder etwas in Richtung Planung und Management. Das Handwerk hat mein Leben sehr geprägt, da ich aus einer Handwerkerfamilie komme. Bei uns war es gang und gäbe, dass man sich selbständig macht. Ich habe sehr gerne und viel gearbeitet und Dinge mit meinen Händen hergestellt. Leider kann ich jetzt nicht mehr arbeiten bis zum Gehtnichtmehr. Jetzt muss ich anders aktiv sein.
Apropos aktiv, du fährst gleich zwei Küschall-Rollstühle – wie kommt das?
Ich bin über Instagram und YouTube auf die Marke Küschall aufmerksam geworden und habe mich direkt verliebt. Es ist ein großer Unterschied zu anderen Rollstühlen. Ich komme sehr gut mit den Stühlen klar und möchte keinen anderen Aktivrollstuhl mehr haben. Ich meine, die Farben, Kanten und die ganze Fahrperformance müssen stilvoll miteinander harmonieren. Das Aussehen spielt bei mir eine große Rolle, der Rolli muss mir einfach gefallen. Mit meinen Küschall-Aktivrollstühlen fühle ich mich direkt wohler und werde gerne gesehen.
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